Scheinbar sind sie der Traum jeden Recruiters, die unsicheren Überperformer, „Insecure OverAchievers“, wie sie McKinsey-Berater Matias Dalsgaard einst nannte. Top-Unternehmen wie Google scheinen oft gezielt nach solchen Menschen zu suchen. Drei, vier Jahre optimale Ressourcen-Abschöpfung – das scheint nicht nur für das Unternehmen attraktiv. Auch die Betreffenden planen nicht selten ihre Karriere nach einem solchen Muster: Wichtig sind für sie die Jobs nach Google & Co.! Nach ein paar Jahren Superleistung steht jemandem, der von einem Top-Unternehmen kommt, jeder Job offen. Unter Führungskräften trifft man oft auf solche Überperformer.
Alles gut also? Keineswegs. OverAchiever definieren sich allein durch ihre Über-Leistung. Im Grunde glauben sie, es besser zu machen als alle anderen. Viele sind quasi unbelehrbar. Dabei zweifeln Führungskräfte und/oder Mitarbeiter, die nicht durch Feedback „geerdet“ werden, oft klammheimlich an sich selbst. Die Angst zu versagen ist bei ihnen existenziell. Misserfolge erschüttern sie über Gebühr. Was ihnen fehlt, ist das „Standing“ einer Bulldogge. Unabhängig von ihrer Leistung verfügen sie über keine Quelle für ihr Selbstwertgefühl. Sie erkennen die Leistung anderer zu wenig an, entwickeln Überheblichkeit. Vorgesetzte wie Mitarbeiter haben es schwer mit ihnen. Etwas läuft unrund im Unternehmen. Doch nicht nur die Leistung Einzelner zählt für den Unternehmenserfolg. Es ist die Gesamtleistungsfähigkeit im Unternehmen. Und diese kommt ohne ein gutes Zusammenspiel zwischen Team und Führungskräften nicht zur Entfaltung. OverAchiever als Chefs überfordern ihre Mitarbeiter, sind nie zufrieden. Als Kollegen sind sie oft nicht kooperativ oder gar kontraproduktiv. Kundenmeinungen sind ambivalent: Die einen mögen sie, weil sie kämpfen, sich ins Zeug für sie legen. Die anderen meiden sie, weil sie zu anstrengend sind. Mit Kritik und Fehlern können sie schlecht umgehen. Im schlimmsten Fall droht der Burnout, der Totalausfall eines ausgebrannten OverAchievers.