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Wir erleben bei unserer Arbeit immer wieder, dass in unterschiedlichen Teams sehr unterschiedliche Stimmungen wirken und unterschiedliche Leistungsniveaus sichtbar werden. Wie lässt es sich erklären, dass manche Teams so erfolgreich sind und andere wiederum so schwach, obwohl die fachlichen Voraussetzungen identisch sind?
Eine Erklärung für dieses Phänomen ist die jeweils herrschende „Feldqualität“. Der Begriff wurde von Otto Scharmer geprägt, der sich am MIT (Massachusetts Institute of Technology) sehr intensiv mit der Frage der Leistungsfähigkeit von Gruppen und Organisationen als soziale Systeme beschäftigt hat. Unter sozialen Systemen versteht man Gruppen von Menschen, die in einem Team, einer Abteilung an einem Standort oder in einem Unternehmen zusammenarbeiten und bestimmte Ziele verfolgen bzw. bestimmte Leistungen abliefern müssen.
Scharmer postuliert, dass die jeweilige Feldqualität eine entscheidende Rolle für die Art der Zusammenarbeit und den Output (Leistung) eines Teams spielt. Ähnlich wie in der Landwirtschaft, wo die Qualität des Bodens (Anteil an Kleinstlebewesen, Wasser- und Lufteinschlüsse, Humusanteil, Zusammensetzung usw.) eine große Auswirkung auf die Qualität und Erträge der Feldfrüchte hat. Scharmer übertrug dieses Modell aus der Landwirtschaft auf soziale Systeme (Ansammlungen von Menschen) und erklärt damit Phänomene, die in Change Prozessen besonders wichtig sind.
Es lassen sich vier Arten
von Feldqualitäten unterscheiden:
Im Fokus stehen dabei die Verhaltensweisen von Einzelnen, die in Summe dann das Verhalten im Team ausmachen. Der Einfachheit halber werden die Feldqualitäten durchnummeriert (F1-F4) :
Hier werden alte Erfahrungen, bisher angesammeltes Wissen oder bewährte Vermutungen gewohnheitsmäßig abgespult. Unabhängig davon, ob sie jetzt gerade passen. Zuhören findet überwiegend in der Form statt, dass die Punkte die zur eigenen Meinung, Position oder Erfahrung passen, gehört, und dass nicht-passende Punkte einfach überhört werden.
Man nimmt nur wahr, was den gewohnheitsmäßigen Handlungsmustern und Urteilen entspricht. Es ist, als ob man eine Brille tragen würde, die die Welt in einer vertrauten Art und Weise färbt und damit die traditionelle Sichtweise untermauert. Das Verhalten im Team ist eher von Höflichkeitsfloskeln und Wiederholen der eigenen Positionen geprägt. Eine tiefere Auseinandersetzung mit anderen Meinungen findet nicht statt.
Scharmer nennt dies den „Ich in mir“ Modus: DOWNLOADING
In diesem Modus bewegt man sich an die Grenze seines Denk- und Wahrnehmungsmusters. Die Brille wird abgelegt und man sieht die Welt, so wie sie zu diesem Zeitpunkt tatsächlich ist. Es werden Unterschiede wahrgenommen, die eigene Position mit den Positionen der Anderen verglichen. Urteile und Meinungen werden hinterfragt, Fakten werden geprüft und gegeneinander abgewogen. Man kämpft für die eigene Meinung und Position, es entstehen heftige Debatten, die zu neuen Erkenntnissen und geänderten Positionen führen.
Es herrscht eine wissenschaftliche Sichtweise auf die Dinge, bei der die Fakten im Vordergrund stehen.
Scharmer bezeichnet diesen Modus mit „Ich am Rand von mir“: SEEING
In diesem Modus ist man in einem empathischen Zustand. Es wird nicht der eigene Standpunkt verteidigt, sondern die Position des Anderen erkundet.
Man beginnt die Welt mit den Augen des Anderen zu sehen, sozusagen in dessen Fußstapfen. Die Wahrnehmung verlässt die rein kognitive Ebene und der Spürsinn wird aktiviert. Stimmungen werden wahrgenommen und mit der Intelligenz des Herzens (emotionale Kompetenz) verarbeitet. Es entsteht eine emotionale Verbundenheit und ein tiefes Vertrauen untereinander, die es ermöglichen, den Gefühls- und Gemütszustand der Anderen zu erfassen, zu verstehen und zu sagen: „Ich sehe Dich!
Dieser Modus wird „Ich in Dir“ genannt: SENSING
In diesem Modus wächst man über das gegenwärtige Geschehen ein Stück weit hinaus. Es entsteht ein kreativer Denkfluss, alles ist möglich! Dinge und Ideen, die es noch nicht gibt, werden erfunden. Schöpferische Dialoge und Prozesse sind nun denkbar und es werden ganz neue Zusammenhänge und Zukunftsentwicklungen (Emergenzen) sicht- und greifbar.
Das gesamte Potenzial – kognitiv und emotional – der Mitglieder einer Gruppe wird genutzt. Man könnte sagen, die Gruppe befindet sich in einem Zustand größtmöglicher Kreativität (Flowzustand).
Diesen Modus bezeichnet Scharmer als „Ich im Emergenten“: PRESENCING
Insbesondere in Teamentwicklungs- und Change Prozessen ist es notwendig, dass Manager und betroffene Mitarbeitende aus dem Downloaden (Feld 1) zumindest in die zweite (Sehen & Wahrnehmen) oder dritte (Fühlen) Feldqualität kommen. Erst dort werden kognitiv und emotional „die Türen geöffnet“, so dass wirklich Neues entstehen kann und man lernt, mit den (neuen) gegebenen Rahmenbedingungen auf bestmögliche Art zu leben oder – falls möglich – diese zu verändern.
In hierarchisch geprägten Unternehmen geht man davon aus, dass die Gestaltung und Entwicklung der Feldqualität ausschließlich Aufgabe der Führungskraft und des übergeordneten Managements ist. Das stimmt aber leider nicht! In sozialen Systemen ist jedes Subsystem (also jedes Teammitglied) für die gemeinsame Feldqualität verantwortlich. D.h. jeder fördert oder zerstört Feldqualität dadurch, dass Haltungen eingenommen werden, die sich wiederum auf die anderen Teammitglieder übertragen. Man spricht hier von einem Resonanzphänomen.
Das Gleiche gilt auch für Teamentwicklungs- und Change Management Trainings, bei denen neben der Vermittlung von Skills auch immer eine Verhaltens- und Persönlichkeitsentwicklung notwendig ist. Das „Verlassen der Komfortzone“ oder das „Betrauern von Verlusten“ ist in der Gruppe nur möglich, wenn wir das Gefühl haben, dass wir uns mit unseren Befürchtungen & Ängsten auch zeigen können, ohne dass wir uns blamieren oder Repressalien fürchten müssen. Die Feldqualität ist damit nicht nur eine Leistung des Moderators, sondern muss von der gesamten Gruppe geleistet werden.
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