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In der aktuellen Managementkommunikation taucht immer öfter ein Begriff auf, der es echt in sich hat und dessen Tragweite den Betroffenen (Middle Managern) oft nicht so klar ist. Im Gegensatz zur Kooperation (Zusammenarbeit unter Freunden) bedeutet Kollaboration die Zusammenarbeit unter „Feinden“. Dieser ursprünglich militärische Begriff erlebt seit ca. 20 Jahren eine kraftvolle Renaissance. Auslöser sind Konzerne mit flächendeckenden Zielvereinbarungsprozeduren sowie die immer stärker werdende Einführung von Matrix- oder Netzwerkorganisationen. Dort müssen fortlaufend unterschiedliche, und teilweise sogar widersprüchliche Interessen, neu ausgehandelt werden. Gleichzeitig steigt der Druck, was den Aushandlungsprozess noch zusätzlich erschwert. Wenn sich dann die Partner nicht grün, d.h. freundlich gestimmt sind, wird daraus eine echte Herkulesaufgabe.
Es lassen sich zwei Arten von Kollaboration unterscheiden:
Bei der Soft-Kollaboration geht es um unterschiedliche Interessen, bei denen – auf den ersten Blick – die Schnittmenge klein oder gleich Null ist, aber alle entspannt sind. Wie z.B. beim Nicht-Austausch von Abteilungen oder Werken bei der Umsetzung von Kernprozessen. Jeder macht einfach sein Ding. Das Gesamtoptimum liegt nicht im Fokus der Betroffenen.
Bei der Hardcore-Kollaboration gibt es neben dem Sachverhalt der leeren Schnittmenge auch noch den Umstand, dass die Situation emotional geladen und eskalieren. Die Fridays for Future Bewegung sowie die Reaktion der Landwirtschaft sind dafür ein schönes Beispiel.
Damit meine ich die Fähigkeit, sich mental aus dem polaren Denken zu befreien: aus der Entweder-Oder-Denke in die Sowohl-Als-Auch-Denke. Damit sind widersprüchliche Dinge denkbar, wie z.B. wirtschaftliche Stahl-/ Zementherstellung in Deutschland und die Rettung der Erde vor dem CO2-Infarkt oder das gleichzeitige Erfüllen der lokalen und globalen Anforderungen eines international aufgestellten Unternehmens.
Win-Win Konstellationen sind immer anspruchsvoller als Win-Loose-Konstellation, da sie ein radikales Bekenntnis zur eigenen Position brauchen und eine radikale Anerkennung der Position des Anderen. Normal ist, dass die eigene Position „geadelt“ und die Position des Anderen „verteufelt“ wird (siehe polares Denken). Insbesondere wenn Themen oder Situationen emotional angeheizt sind, ist das ein besonders dickes Brett!
Mit professionellem Verhandlungsgeschick meine ich die Fähigkeit, unter schwierigen Bedingungen (wie z.B. widersprüchliche Interessen und Wertekonflikt bei den betroffenen Personen) sich wie ein Profi-Verhandler bewegen zu können.
Das bedeutet:
Beispiele sind die Durchsetzung von Preiserhöhungen in reifen Märkten oder die Verhandlung mit Monopolisten, die aufgrund ihrer Monopolstellung sehr mächtig sind.
Robuste Konfliktfähigkeit erfordert eine hohe emotionale Kompetenz. In emotional aufgeheizten Situationen ist es essentiell, die eigenen Emotionen zügeln und steuern zu können, um sie dann dosiert und passend zur Eskalationsstufe einzubringen. Damit lässt sich die Stimmung steuern, d. h. aufheizen oder abkühlen – je nachdem, was gerade angebracht ist. Grundvoraussetzung ist, dass man die 9-Eskalationsstufen von Glasl kennt und sich passend zur Eskalationsstufe verhalten kann.
Wenn man sich diese Voraussetzungen auf der Zunge zergehen lässt, wird klar, dass die Kollaborationsfähigkeit eine ungeheuer anspruchsvolle persönliche Kompetenz ist, die wir in unserem Alltagsbewusstsein zwar irgendwie entwickelt haben, allerdings mit einer eher „handgestrickten Professionalität“! Wenn man gleichzeitig an die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts denkt, wird klar, dass sie für unternehmerisch und strategisch denkende Manager essentiell ist.
Egal ob es um die „Enkeltauglichkeit“ unseres Planeten, die Erfüllung von Zielvereinbarungen, die Leistungssteigerung bei Mitarbeitern und Teams oder die Gestaltung von Change Prozessen geht, immer ist die Fähigkeit zur Kollaboration ein zentraler Werttreiber und damit sehr wichtig für eine tragfähige Win-Win-Konstellation.
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